1. Tradition of Theory – a Misguided Idea
When theory hardens into tradition, it has already lost its power to illuminate. Theory must remain alive: constantly testing its strength, proving its relevance, and exposing itself to the demands of each specific situation. It must be method, not monument. Once it settles into traditional thought, theory congeals into a kind of scientific ideology—trading genuine insight for the comfort of broader but emptier descriptions.
2. History and Narrative
One cannot place blind trust in historiography. The problem lies not in some distortion of “historical fact” by the economy of narrative, but in the very way the past can only be communicated—through mechanisms already steeped in storytelling. Ricoeur reminds us that history is bound as much to the logic of narrative as it is to the concept of time. Time itself is, in a sense, a story; and every story, in turn, is shaped by our sense of time. For Ricoeur, history is always tied to change, and thus inseparable from human action—action that, as Marx observed, makes history, though never under conditions freely chosen.
“Directly or indirectly, history is the story of human beings: bearers, agents, and victims of the forces, institutions, roles, and structures into which they are thrust.”
For this reason, we are forever confronted with the hermeneutic task of making sense of the circumstances that frame our present acts.
3. Michael André Bernstein’s Idea of “Backshadowing”
The hindsight of later knowledge casts its shadow backward, making it all the harder to approach past sources with an unclouded gaze.
Vergangenes Verstehen
Gegenwärtigkeit unter dem Einfluss von Zeit & Historizität
(Original note in German)
1. „Theorietradition“, eine fehlgeleitete Vorstellung
Wird Theorie zur Tradition, ist ihr heuristischer Nutzen bereits verspielt. Theorie muss ihre Belastbarkeit permanent prüfen und bestätigen, sie muss Methode bleiben und sich dem jeweiligen empirischen Fall angesichts der je spezifischen Situation kritisch aussetzen. Als traditionelles Denken verhärtet Theorie zur wissenschaftlichen Ideologie, die für einen erweiterten Beschreibungsumfang mit Erkenntnismöglichkeiten bezahlt.
2. Geschichte und Erzählung
Man kann sich auf Historiographie grundsätzlich nicht verlassen. Der Grund dafür ist aber nicht, weil die Ökonomie der Narrativität die „historischen Tatsache“ verfälschte, sondern weil ihre Mechanismus per se der Kommunikation des abgelaufenen Geschehens eingebaut sind. Riceour sieht die Geschichte ebenso an die Logik des Erzählens wie an die Vorstellung von Zeit gebunden. Letzteres ist gewissermaßen selbst eine Erzählung, während diese wiederum durch die Vorstellung von Zeit organisiert wird. Da die Geschichte, Ricoeur zufolge, also immer an die Zeit und die Veränderung gebunden ist, bleibt sie auch an die menschlichen Handlungen gebunden, die, hier bezieht er sich auf Karl Marx, permanenten Geschichte machen unter Umständen, die sie selbst nicht gemacht haben. „Directement ou indirectement, l’histoire est celle des hommes qui sont les porteurs, les agents et les victimes des forces, des institutions, des fonctions, des structures dans lesquelles ils sont inseres.“ Es besteht für sie daher ständig die hermeneutische Not, die Umstände ihres gegenwärtigen Handelns zu verstehen.
3. Michael Andre Bernsteins Konzept des „back shadowing“
Die rückwirkende Überschattung durch das Wissen um spätere Ereignisse erschwert eine unvoreingenommene Interpretation der Quelle.